Dienstag

All Inklusive – aber einfach nicht alleine.

(Betreff Blickartikel: „Machen die Deutschen aus der Schweiz ein 2. Mallorca?“, von S. Berg, 23.2.07)
Wie schön, von einer Landsmännin soviel völkisches Verständnis. Frau Berg, Sie haben es ein weiteres Mal für uns auf den Punkt gebracht. Und Sie haben völlig Recht, ich habe Deutschland nicht verlassen, weil ich die Schweizer so sorgfältig, zurückhaltend und schrullig finde. Das überlasse ich getrost Ihnen.

Aber warum Sie, liebe Frau Berg, zusammenzucken, wenn sie ihre Sprache gesprochen hören, bleibt mir ein Rätsel. Auch wenn ich wärmstes Mitleid empfinde, wie Sie so Tag ein Tag aus vor sich hinzucken im Tram, in der Bar, beim Verlag... Da zucken Sie jetzt ja bestimmt ganz schön oft. Stelle ich mir schlimm vor. So den ganzen Tag zu zucken.
Diese Krankheit kenne ich. Ich war mal in Tunesien. Da dachte ich auch, ich wäre alleine da. Und dann waren in dieser All-Inclusive-Anlage plötzlich ganz viele andere Deutsche. Potzblitz. Verdammt. War auch für mich damals schwer zu verkraften. Es gibt Rätsel auf der Welt, die werden sich mir nie erschliessen. Zum Beispiel erst sein Handtuch auf eine Sonnenliege zu legen um sich dann darüber zu beschweren, dass es auf der Welt keinen Frieden gibt. Hallo? Sehen Sie. Es geht uns allen so.
Einwenig erinnert mich Ihre nette Einlassung zu Ihrem ganz persönlichem deutschen Schweizersein und auch nicht, an meine Wanderjahre. Passen Sie auf:
Ich war nämlich auch mal in Indonesien. Da ging es mir ähnlich. Da lief ich mit einem „Lonely Planet“ unter dem Arm als sinnasylsuchender Tourist durch das Land und war verärgert, dass ich ständig einer ganzen Bande mit „Lonely Planets“ unter dem Arm begegnen musste. Geheimtipps, dass ich nicht lache. Wie Mungo Park in Afrika? Von wegen. Und das habe ich dann auch schmollend schlimm gefunden. Denn schliesslich bin ich kein Tourist, sondern was? Reisender? Genau. Klingt anders, ist das Gleiche. Was lehrt uns die Geschichte? Das überlasse ich jedem selbst. Ich auf jeden Fall wundere mich schon lange nicht mehr darüber, dass ich nicht der einzige bin.

Zu guter Letzt, liebe Frau Berg. Haben Sie mal darüber nachgedacht nach Pjöngjang zu gehen? Da wären Sie zumindest von uns Deutschen verschont. Und einwenig schrullig sollen die Eingeborenen da auch sein. Und sehr sorgfältig in manchen Dingen. Vielleicht einwenig weniger zurückhaltend. In anderen Dingen. Und es wird garantiert kein Deutscher vorbeischneien, des guten Geldes wegen. In diesem Sinn, gute Reise.

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